Was könnten wir zu Halloween Passenderes erzählen, als die wohl bekannteste Gruselgeschichte Bayreuths…
Es geschah in einer Mainacht im Jahre 1812. Der Kaiser der Franzosen, Napoleon, bezog Quartier im Neuen Schloss Bayreuth. Nur wenige Jahre zuvor hatte er das kleine oberfränkische Fürstentum und damit auch die Stadt Bayreuth an die Bayern verschenkt. Jetzt bezog er in den Gemächern Quartier, in denen einst Markgräfin Wilhelmine, Markgraf Friedrich und andere Mitglieder des Hauses Hohenzollern residierten.
Es wird wohl um Mitternacht gewesen sein, als Napoleon unsanft aus seinem Schlaf gerissen wurde: Vor seinem Bette schwebte eine wabernde, weiße Frauengestalt. „Geh nicht nach Russland, du gehst in dein Unglück!“, flüsterte die Erscheinung dem kreidebleichen Kaiser zu. Noch bevor dieser seine Meinung über das Bayreuther Schloss loswerden konnte („Maudit Château!“), war die Gestalt bereits verschwunden.
Die weiße Frau, die Napoleon in dieser schlaflosen Nacht erschienen ist, war das Hausgespenst der Hohenzollern und ist wohl mit ihnen von der Plassenburg, wo sie bereits gesehen wurde, nach Bayreuth gezogen. Der Sage nach handelt es sich um Kunigunde von Orlamünde, die aus Strafe für den Mord an ihren eigenen Kindern, nach ihrem Tod keinen Frieden fand und mit ihrer geisterhaften Erscheinung die Mitglieder der Familie Hohenzollern vor bevorstehenden Todesfällen oder Unglücken warnte.
Auch Napoleon hätte mal besser auf die weiße Frau gehört. Der russische Winter nämlich zwang die „Grand Armée“ noch im selben Jahr in die Knie und war der Anfang vom Ende für Napoleons Herrschaft.